Der Körper als Informationsträger - Eine Studie zur Bioenergetischen Körperdiagnostik

Autor/innen

  • Margit Koemeda-Lutz
  • Hans Peter

Abstract

Für praktisch arbeitende Körperpsychotherapeutlnnen ist es selbstverständlich, dass an Körperhaltung und Bewegungen von Menschen eine Menge an klinisch relevanter Information abzulesen ist. Empirische Belege für den Zusammenhang zwischen körperlicher Erscheinung und verbal vorgetragenen Beschwerden, sowie eine Untersuchung der Informationen, die (Körper-)Psychotherapeutlnnen der körperlichen Erscheinung ihrer Patientinnen entnehmen, stehen unseres Erachtens aber noch weitgehend aus. In der vorliegenden Studie wurden Ganzkörperaufnahmen von 90 Patientinnen, die während zwei Jahren an einer wöchentlich 2 1/2 stündigen bioenergetischen Gruppentherapie teilgenommen hatten, von 6 Bioenergetischen Analytikerlnnen und 6 körperpsychotherapeutischen Laien unter verschiedenen Fragestellungen beurteilt, wie z. B.: Handelt es sich um Fotos vom Therapieanfang oder -ende? Welcher von drei Texten mit anamnestischen Angaben und aktuellen Beschwerden passt zur abgebildeten Person? Welcher Charakterstruktur nach Lowen (1958) ist die fotografierte Person zuzuordnen, d.h., welche Persönlichkeitsdynamik ist vorherrschend bei ihr? ExpertInnen sind Nicht-ExpertInnen in der Treffsicherheit ihrer Urteile überlegen und unterscheiden sich signifikant vom Zufallsniveau. Die Überlegenheit der ExpertInnen zeigt sich am deutlichsten, wenn für die Beurteilung nur die Körperhaltung der Patientinnen (abgedeckte Gesichter) zur Verfügung steht. Bei der Zuordnung von Bildern zu verbalen Informationen liegen beide Gruppen deutlich über der Ratewahrscheinlichkeit. Die Urteile der Laien liegen auch über dem Zufallsniveau, wo Patientinnen mit sich selbst verglichen werden können (Bilder vom Anfang und vom Ende der Therapie) und deren Gesichter sichtbar sind. Bioenergetische Analytikerlnnen ordnen die abgebildeten Menschen mit relativ hoher Ubereinstimmung den einzelnen Charakterstrukturen zu. Der Median der Kappa-Koeffizienten beträgt 0,71 (0,53.s.  0,83).

Schlüsselwörter:
Körperpsychotherapie, Diagnostik, Bioenergetische Analyse, Persönlichkeit, Charakterstruktur, nonverbale Kommunikation.

Autor/innen-Biografien

Margit Koemeda-Lutz

Dr. Dipl. -Psych. Margit Koemeda-Lutz, Studium der Psychologie, Soziologie und Linguistik in Konstanz und Zürich; mehrjährige Mitarbeit an einem neuropsychologischen Forschungsprojekt der DFG an der Universität Konstanz, Gründungsmitglied und im Leitungsteam der Breitensteiner Psychotherapiewochen (1981-2000); Psychotherapeutin SPV, Bioenergetische Analytikerin, Lehrtherapeutin und Supervisorin SGBAT in freier Praxis; Vorstandsmitglied SGBAT (1994-2001).

Korrespondenz: Dr. Margit Koemeda, Fruthwiler Strasse 70, Breitenstein, CH-8272 Ermatingen

Hans Peter

Dr. med. Hans Peter, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH, Psychoanalytiker und Bioenergetischer Therapeut in eigener Praxis - im Ruhestand. Ehemaliger Local Trainer SGBAT, Gründungsmitglied SGBAT. Interessiert am Zusammenspiel von Gleichgewicht und Veränderung auf biologischer, psychischer und sozialer Ebene.

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Veröffentlicht

01.04.2001

Zitationsvorschlag

Koemeda-Lutz, M., & Peter, H. (2001). Der Körper als Informationsträger - Eine Studie zur Bioenergetischen Körperdiagnostik. Psychotherapie-Wissenschaft, 9(2), 51–61. Abgerufen von https://psychotherapie-wissenschaft.info/article/view/499